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Interview mit Frau Weinzierl, Diplom-Musiktherapeutin

Herr Dr. Czeschlik, Beiratsvorsitzender des SingLiesel-Verlags:

Frau Weinzierl, Sie sind Dipl.-Musiktherapeutin und Sie sind Mitglied im Expertenbeirat der SingLiesel.

Worin liegt die besondere Bedeutung der Musik oder des Umgangs mit der Musik bei Demenzkranken?

Frau Weinzierl, Diplom-Musiktherapeutin:

Da Musik in anderen Teilen des Gehirns abgespeichert wird, löst sie eine andere Erinnerung aus als Sprache oder optische Eindrücke. Musik wird immer mit relevanten autobiographischen Erfahrungen abgespeichert. Nun geht man davon aus, dass Dinge, die in der Entwicklung eines Menschen als erstes aufgenommen wurden, im Falle einer Demenz auch als letztes verloren gehen.

Musikalische Erfahrungen, die ich mit einer Erinnerung oder einem Erlebnis aus Kindheit, Jugend oder jungem Erwachsenenalter verbinde, werden auch bei einer fortgeschrittenen Demenz nicht oder erst sehr spät verloren gehen.

Wenn ich also bei einem Demenzkranken mit Musik arbeite, kann ich an bestimmte Erfahrungen anknüpfen. Wenn der Demenzkranke z.B. selber nicht mehr sprechen, sehen oder sich an Dinge aus dem Kurzzeitgedächtnis erinnern kann, bleiben aber trotzdem Langzeitgedächtnisprozesse weiterhin erhalten.

Herr Dr. Czeschlik:

Wenn also ein Demenzkranker in einem Stadium ist, in dem er Freunde oder Angehörige nicht mehr erkennt, kann er sich dennoch an die Musik erinnern, die er in seiner Jugend gehört hat?

Frau Weinzierl:

Ja, da die Musik in anderen Arealen des Gehirns gespeichert ist, als beispielsweise das Gesicht eines Menschen, der mir nahesteht. Die Sprach- und Singstimme eines mir bekannten Menschen wird mir länger in Erinnerung bleiben, als sein Gesicht oder sein Name.

Herr Dr. Czeschlik:

Nicht jeder hat einen einfachen Umgang mit Musik. Es gibt einige Menschen, die nur sehr ungern singen. Wie ist das bei Demenzkranken? Verlieren diese die Scheu zu singen?

Frau Weinzierl:

Musik löst im Menschen Unterschiedliches aus und es gibt verschiedene Vorlieben, die mit Musik zu tun haben.

Wenn ich gemeinsam mit einem Demenzkranken ein bekanntes Volkslied singe, dann geht es um die Reaktion an sich und nicht darum, ob er den Text kennt oder die Melodie kann. Darüber hinaus besteht Musik nicht nur aus Liedern und Tönen, sondern es ist auch ein Rhythmus dabei; eine Taktung, welche im besten Falle dabei hilft, mit dem Demenzkranken in eine Beziehung zu kommen oder Berührungspunkte zu finden.

Herr Dr. Czeschlik:

Lässt die Bedeutung der Musik mit dem Fortschreiten der Krankheit nach? Oder ganz konkret gefragt, singen Sie auch mit Menschen, die bettlägerig sind?

Frau Weinzierl:

Unabhängig davon, ob der Demenzkranke körperlich schwach oder stark ist, nimmt die Bedeutung von Musik sogar zu! Denn eine Kommunikation im fortgeschrittenen Demenzstadium ist oft nur noch über Musik möglich und nicht mehr über Worte oder Blicke.

Was den bettlägerigen Patienten angeht hat man inzwischen sogar schon herausgefunden, dass durch das viele Liegen die Lunge oft sehr beeinträchtigt wird; wenn ich aber regelmäßig mit dem Patienten, auch im liegenden Zustand, singe, kann ich einer Lungenerkrankung oder einer Verschlechterung der Atmung vorbeugen. Außerdem werden durch das rhythmische Atmen beim Singen die Lungenbläschen aktiviert und das kann die Ansteckungsgefahr einer Lungenentzündung vermindern.

Herr Dr. Czeschlik:

Nach welchen Kriterien wurden die Lieder ausgesucht, die in der SingLiesel vorgestellt werden?

Frau Weinzierl:

Es ist wichtig an Musik anzuknüpfen, die im Langzeitgedächtnis der Demenzkranken verankert ist. Und das sind die alten Volkslieder, Heimatlieder, Wanderlieder, Tanz- und Trinklieder und auch die Schlager aus den 20er bis 40er Jahren, die im jungen Erwachsenenalter oft gesungen worden sind. Diese hängen auch häufig mit signifikanten biographischen Erfahrungen zusammen wie z.B. die erste Liebe, der erste Walzer auf der Hochzeit, das erste Mal zum Tanz- oder Lagerfeuerabend ausgehen usw.

Das bedeutet aber auch umgekehrt, dass die SingLiesel in 30 Jahren mit einer ganz anderen Musik ausgestattet sein muss!

Herr Dr. Czeschlik:

Was hat Sie dazu bewogen die SingLiesel in ihrer Entwicklung zu unterstützen?

Frau Weinzierl:

Ich fand es spannend, dass es ein solches Produkt im Moment noch gar nicht gibt; es ist etwas Einzigartiges und Erstmaliges.

Darüber hinaus erfahre ich in meiner täglichen Arbeit mit Demenzkranken sehr oft das Bedürfnis der Angehörigen und der Pflegekräfte Musik einzusetzen. Leider gibt es dabei eine große Unsicherheit, da die meisten selber keine geschulte Singstimme haben oder auch nie ein Instrument erlernt haben. Jeder spürt aber, dass Musik in dem Bereich sehr viel bringen kann - und da ist die SingLiesel eine ganz große Hilfe. Ich kann mit wenig eigenem Aufwand und großem Erfolg einen Kontakt herstellen oder bei schwer Demenzkranken eine Brücke zur Beschäftigung aufbauen.

Herr Dr. Czeschlik:

Frau Weinzierl, wir danken Ihnen sehr für Ihre Mitarbeit in unserem Gremium und auch für dieses Gespräch.

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