Max und Sebastian - Eine nostalgische Lausbuben-Geschichte in 24 Streichen
SingLiesel-Adventsgeschichten - Das 5. Türchen
Fronleichnam
Max und Sebastian saßen wieder einmal gemeinsam auf der Bank. Ganz in der Nähe hörten sie die Kirchenglocken läuten. Wenig später eilte der Pfarrer an ihnen vorbei und warf ihnen einen durchdringenden Blick zu. Der war nicht grundlos. In diesem Jahr hatte es kurz vor der Fronleichnamsprozession einen Feuerwehreinsatz gegeben, von dem das Dorf noch heute sprach: wie jedes Jahr hatten viele fleißige Helfer am Vorabend der Prozession Altäre an verschiedenen Stationen im Ort aufgebaut. Der größte und schönste Altar wurde wie immer mit einem eindrucksvollen Blumenteppich geschmückt. Dieser Blumenteppich war der ganze Stolz der Gemeinde. Stundenlang hatten zahlreiche emsige Hände die Blumen drapiert. Am Tag der Prozession freute sich die gesamte Gemeinde auf den leuchtenden Anblick.
In diesem Jahr währte die Freude allerdings nur kurz. Gerade als sich der Prozessionszug formierte, läuteten die Glocken - allerdings nicht die Kirchenglocken, sondern die Glocken des Feuerwehrhauses! Eilig verließen die Männer der Feuerwehr den Prozessionszug. „Beim Wiesenhof soll die Scheune brennen!“, riefen sie sich aufgeregt zu, als sie in den Feuerwehrwagen sprangen. Mit lauter Sirene schoss er los. Der Weg führte mitten durch das Dorf und damit auch über den wunderschönen Blumenteppich! Die Blumen flogen wie Papierschnipsel zur Seite, als der Feuerwehrwagen schlingernd darüber fuhr. Der Pfarrer versuchte seine Gemeinde zu beruhigen und die Prozession fortzusetzen, doch daran war nicht mehr zu denken. Der Alarm bedeutete das Ende der Prozession.
Am Rande des Geschehens saßen Max und Sebastian auf einem Mäuerchen und grinsten. Tatsächlich gab es gar keinen Brand! Die beiden hatten sich klammheimlich aus der Kirche gestohlen und waren zum öffentlichen Telefon am Bahnhof gerannt. Von dort aus hatten sie den Notruf gewählt und gemeldet, dass sie beim Wiesenhof Rauch gesehen hätten. Dieser Streich war der Grund für den Feuerwehreinsatz und noch heute mutmaßte das ganze Dorf, wer diesen Streich gespielt haben könnte.
Max und Sebastian überlegten, wie sie ihren Streich wiedergutmachen könnten. Da hatte Max eine Idee. „Warum schnitzen wir nicht ein Kruzifix?“, rief er aus.
Gesagt, getan. Die nächsten Abende verbrachten Max und Sebastian in der Scheune. Denn es sollte ein wirklich schönes und eindrucksvolles Kruzifix werden. Als sie ihr Werk vollendet hatten, waren sie beide stolz. Zwar war das Kruzifix ein wenig schief und der Heiland auch nur mit viel gutem Willen als solcher zu erkennen - dennoch, die gute Tat zählte. Heimlich schlichen die beiden mit ihrem Kruzifix zur Kirche, immer darauf bedacht, von niemandem entdeckt zu werden. An der Kirche angekommen, lehnten sie sich an die Tür der Sakristei. Beide erschraken, als die Tür nachgab. Vor ihnen stand der Pfarrer und sein Blick fiel sofort fragend auf das schiefe Kruzifix. Stotternd gestanden Max und Sebastian ihre Untat während der Prozession. Der Pfarrer musste nun innerlich schmunzeln, was er sich aber nicht anmerken ließ. Stattdessen hielt er beiden eine gehörige Standpauke.
Mit eingezogenem Kopf zogen Max und Sebastian schließlich von dannen. Der Pfarrer stand noch einen Moment lächelnd in der Tür der Sakristei. „Dieses schiefe Kruzifix bekommt einen besonderen Platz“, sagte er lächelnd zu sich selbst.
Damit hatten Max und Sebastian wieder einmal ein Leuchten in die Adventszeit gebracht.
Die Adventsgeschichten der vergangenen Tage rund um die Lausbuben Max und Sebastian finden Sie im SingLiesel-Blog:
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