Max und Sebastian - Eine nostalgische Lausbuben-Geschichte in 24 Streichen
SingLiesel-Adventsgeschichten - Das 7. Türchen
Mausefalle
Max und Sebastian saßen auf der Bank hinter dem Schuppen und ließen die Füße baumeln. In der Nacht hatte es ein wenig geschneit, aber leider war alles längst wieder am Tauen und der Boden war matschig. Unter der Bank sahen sie eine Maus entlanghuschen. Da fiel ihnen der Streich mit der Mausefalle wieder ein.
Eines Sonntags hatten die beiden Buben nämlich eine Mausefalle unter dem Esstisch versteckt.
Ihr Vater liebte es, sonntagmorgens barfuß am Küchentisch zu sitzen und in aller Ruhe Zeitung zu lesen und eine Tasse Kaffee zu trinken. Oftmals waren es auch zwei Tassen Kaffee, die er trank und drei Zeitungen, die er durchblätterte, denn unter der Woche blieb ihm wenig Zeit zum Zeitunglesen, und so bewahrte Hedwig, seine Frau, alle Ausgaben der Tageszeitung einer Woche immer bis zum Sonntag auf. Meistens brummte der Vater ein wenig, wenn die einzelnen Teile der Zeitung vertauscht waren, denn Hedwig suchte täglich stets gleich morgens nach günstigen Angeboten, damit von ihrer Haushaltskasse am Monatsende vielleicht doch noch etwas für einen schönen Stoff übrigblieb. Dabei gerieten die Seiten der Zeitung schon mal etwas durcheinander, und Franz, der am Sonntag gerne die Sportnachrichten der Woche las, musste erst einmal die Seiten ordnen. Aber in der sonntäglichen Ruhe war ja Zeit dafür und der Kaffee dabei schmeckte besonders gut.
Heute hatte Hedwig ihm sogar ein Kännchen mit Sahne neben die Kaffeekanne gestellt. Genüsslich streckte er die Beine unter dem Tisch aus. Immer wieder näherten sich seine Zehen der Mausefalle. Immer wieder zog er die Zehen zurück.
Dieses Spiel wiederholte sich ein paarmal; Max und Sebastian, die sich neben der Tür mit Blick auf den Esstisch postiert hatten, beobachteten den Vater und vor allem seine bloßen Füße unter dem Tisch mit höchster Spannung. Es war ganz still im Haus, nur das Zeitungsrascheln unterbrach ab und zu die Ruhe.
Dann passierte es: die Mausefalle schnappte zu. Ein Aufschrei und schon sahen die Jungen den Vater mit der Mausefalle am Zeh wehklagend durch die Küche hüpfen. Gottseidank konnte er die Falle schnell entfernen und so war dem Zeh nicht viel passiert dabei; bis auf den Schreck musste der Vater nicht länger darunter leiden. Aber noch heute konnten die beiden Buben nicht anders als lauthals zu lachen, wenn sie sich an diesen Streich erinnerten.
„Wie können wir diesen Streich wiedergutmachen?“, fragten sie sich. Da mussten sie lange überlegen. Die beste Mausefalle, mit der so etwas nicht passieren könnte, wäre eine Katze... aber davon gab es in der Nachbarschaft schon genug. Sebastian hatte eine andere Idee: „Jetzt in der Winterzeit stricken wir für Vater ein paar Socken, die nicht nur warm halten, sondern auch vor Mausefallen schützen.“
Gesagt, getan. Mit Hilfe ihrer Großmutter machten sie sich ans Werk. Ehrlicherweise muss man sagen, dass vor allem die Großmutter strickte. Doch der gute Wille zählte. Als die dicken, roten Socken fertig waren, nähten die beiden Buben noch zwei kleine Lederohren an die Socken. Vor dem Abendessen legten die Jungen ihr gestricktes Geschenk mit Ohren auf den Stuhl des Vaters. Und als der Vater am Abend die Socken entdeckte, lächelte er breit. Schnell schlüpfte er in die Socken und wackelte mit den Zehen, sodass die Socken tatsächlich an kleine Mäuse erinnerten.
Wieder hatten Max und Sebastian ein Leuchten in die Adventszeit gebracht.
Die Adventsgeschichten der vergangenen Tage rund um die Lausbuben Max und Sebastian finden Sie im SingLiesel-Blog:
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