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Biografiearbeit: ja, aber richtig!

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Gute Biografiearbeit - worauf Sie achten sollten

 
Biografiearbeit ist ein wichtiges Element der Begleitung alter Menschen, wenn sie vernünftig und nicht gedankenlos praktiziert wird. Je nachdem, welche Rolle die Biografiearbeit an Ihrem Arbeitsplatz spielt, haben Sie ein gutes oder auch ein weniger gutes Konzept von Biografiearbeit zur Verfügung. Aber unabhängig davon haben Sie die Möglichkeit, selbst auf bestimmte Dinge zu achten.

•    Lebensgeschichten sind etwas Persönliches. Wenn Ihnen ein alter Mensch von sich erzählt, dann deshalb, weil er Ihnen vertraut. Das bedeutet für Sie, ebenfalls sorgsam mit dem umzugehen, was Ihnen erzählt wird.

•    Sie müssen nicht die ganze Lebensgeschichte des Menschen kennen. Biografiewissen ist wie ein Puzzle, was nie vollständig sein wird. Aber wenn sie ein paar für den Menschen wichtige Puzzleteile kennen, ist dies eine wertvolle Arbeitsbasis.

•    Geben Sie dem Menschen so weit als möglich die Chance, Ihnen seine Geschichte selbst zu erzählen. Damit geben Sie ihm die Vollmacht, zu entscheiden, was er Sie wissen lassen will oder nicht. Und es gibt Ihnen einen viel besseren Einblick. Es macht einen Unterschied, ob ich im Biografiebogen gelesen habe „hat früher viele Bergwanderungen unternommen“ oder ob mir der alte Mensch selbst von seinen Touren berichtet. Dann erfahre ich unmittelbar, was dieses Ereignis für den Menschen heute bedeutet, und komme auch leichter auf Ideen, wie ich dieses Thema in die Betreuungsarbeit einbauen kann.

•    Bedenken Sie, dass nicht für jeden alten Menschen und seine Angehörigen unmittelbar klar ist, warum sie nach biografischen Dingen gefragt werden. Gerade am Anfang kann es wichtig sein, anhand von Beispielen zu erklären, dass Sie deshalb nachfragen, um besser auf individuelle Bedürfnisse eingehen zu können.  

•    Konkrete Fragen sind meist einfacher zu beantworten als abstrakte. Wenn ich Sie fragen würde „Was ist Ihnen im Leben wichtig?“ verlangt das viel Nachdenken. Aber wenn jemand Sie fragt: „Was machen Sie am liebsten, wenn Sie mal Zeit haben?“ fällt Ihnen sicher sofort etwas ein.

•    Achten Sie auf passende Gelegenheiten und Anknüpfungspunkte. Die wirklich wichtigen Geschichten erzählen alte Menschen häufig dann, wenn Sie den Biografiebogen gar nicht zur Hand haben: Weil es heute den Kuchen gibt, den die Mutter früher gebacken hatte. Weil dieses Lied aus der Stereoanlage genau damals lief, als…. Wenn Sie solche Momente nutzen, bekommen Sie unter Umständen sehr lebendige Geschichten erzählt.

•    Menschen mit einer fortgeschrittenen Demenz haben häufig große Schwierigkeiten mit dem Erzählen. Hier ist geduldiges Zuhören und unter Umständen auch Hilfestellung erforderlich. Geschichten von Menschen mit Demenz sollten nicht übergangen werden, nur weil sie gerade keinen Sinn ergeben.

•    Achten Sie darauf, wie die von Ihnen geplanten biografischen Aktivitäten beim alten Menschen „ankommen“: Einmal saß ich mit einem dementen Herrn in seinem Zimmer und betrachtete mit ihm ein altes Fotoalbum. Es hieß, der Herr habe eine große Verbundenheit zu seinem Heimatort, da boten sich die alten Fotos an. Ich versuchte, mit ihm über diese Fotos ins Gespräch zu kommen, merkte aber rasch, wie ihn meine Fragen in Bedrängnis brachten. Wie hieß jener Platz? - Keine Ahnung. Waren das dort alte Arbeitskollegen? - Vielleicht…. Ja, den kenne ich, der war… wie doch gleich…? Wir haben diese Aktion nicht wiederholt. Viel lieber war es dem alten Herrn, wenn der Hund des Heimleiters mit seinem Herrchen zu Besuch kam. Diesem Gast musste er nichts erklären.

•    Jede persönliche Lebensgeschichte ist in eine historische Zeit eingebettet. Sie sollten etwas über die politischen und gesellschaftlichen Ereignisse jener Zeit wissen, als die von Ihnen betreuten Menschen jung waren. Fragen Sie mal in die Runde, wie und wo Ihre alten Damen und Herren die erste Mondlandung erlebt haben! Solche prägenden historischen Ereignisse können ein spannender Ausgangspunkt für Gespräche sein.  

Die Biografie ist mit dem Einzug ins Pflegeheim nicht zu Ende! Der Bewohnerausflug, die Hochzeit der Enkelin, die Lieblingsecke im Eingangsbereich,- all dies sind bedeutsame Dinge aus dem heutigen Alltag. Damit sie nicht in Vergessenheit geraten, hat eine Pflegeeinrichtung sogenannte Erinnerungsbücher entwickelt, die jeder Bewohner mit Unterstützung der zusätzlichen Betreuungskräfte führen kann. Diese enthalten Notizen und Fotos dessen, was momentan für den Menschen wichtig ist. Eine prima Idee!

Mehr von Marion Bär:

Das große Handbuch für Betreuungskräfte, erschienen im SingLiesel Verlag

 

www.singliesel.de
Gut leben im Alter. Auch mit Demenz.
Bücher. Spiele. Fortbildungen.

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Bildnachweis: Shutterstock

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