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Vermeiden Sie diese Fehler in der Biografiearbeit

Omi

Vermeiden Sie diese Irrtümer in der Biografiearbeit

 
In dem Film „Der Tag, der in der Handtasche verschwand“ fragt die alte Frau Mauerhoff ganz verzweifelt die Kamerafrau: „Kann ich nicht irgendwo hinkommen, wo man mich kennt?“ Um in Pflege und Betreuung gut auf einen Menschen eingehen zu können, ist das Wissen um biografische Themen eine wichtige Unterstützung.

Allerdings kann Biografiearbeit auch falsch betrieben werden. Das passiert dann, wenn Mitarbeitende einem der folgenden Irrtümer unterliegen:

•    Wir haben ein Recht darauf, alles zu wissen!

Das haben Sie natürlich nicht. Aber in der Pflege und Betreuung gehört es für Mitarbeitende zur Normalität, den Menschen sehr nahe zu kommen. Und so finden sie manchmal gar nichts dabei, viele und intime Details aus dem Leben einer Person zu sammeln und im Team auszutauschen. Wenn wir einen Menschen betreuen und pflegen, berechtigt uns das nicht dazu, dass sein Leben vor uns ausgebreitet wird wie ein offenes Buch. Optimalerweise wissen Sie exakt so viel über einen betreuten Menschen, wie dieser Ihnen selbst erzählen wollen würde.

•    Wir müssen so schnell wie möglich Biografiedaten erheben, damit wir effektiv planen können!

Hand aufs Herz: Wem erzählen Sie persönliche Geschichten aus Ihrem Leben? Doch wahrscheinlich nur einem Menschen, den Sie gut kennen und dem Sie vertrauen. Es stellt sich also die Frage: Will ein Mensch, der neu im Pflegeheim ist, wirklich sofort alles von sich preisgeben? Und ist es fair, alle Fragen gleich in der ersten Woche zu stellen?

•    Alles „von Früher“ ist heute noch wichtig!

Auf dem Nachttisch von Frau G. steht ein gerahmtes Foto, das Bild eines Mannes. Der Mann ist ihr fremd, das Foto beunruhigt sie. Dass sie einmal mit ihm verheiratet war, hat sie vergessen.
Ein nicht dementer Mensch wird Ihnen in einer solchen Situation vielleicht sagen: Nehmen Sie das Bild weg, der Mensch interessiert mich heute nicht mehr! Bei Menschen mit Demenz müssen Sie selbst darauf achten, oft durch gute Beobachtung, ob bestimmte Dinge noch Bedeutung haben.

•    Der beste Weg der Biografieerhebung läuft über die Angehörigen.

Hier kann ich Ihnen einen kleinen Test empfehlen: Nehmen Sie den Biografiebogen der Einrichtung, in der Sie arbeiten, und bitten Sie unterschiedliche Freunde und Angehörige, diesen Bogen für Sie selbst auszufüllen. Es ist spannend, zu lesen, was andere über die eigenen Vorlieben, Abneigungen und Wünsche schreiben! Aber ob Sie es auch so geschrieben hätten? Biografisches Wissen, das nicht von der Person selbst stammt, ist immer auch gefärbt von der Sichtweise dessen, der die Information weitergibt. Das heißt nicht, dass das Wissen wertlos wäre! In unserem DEMIAN-Projekt  haben wir festgestellt, dass viele gute Hinweise über das, was den Teilnehmern wichtig war, von Angehörigen kamen. Aber noch wichtiger ist es, die Person selbst zu fragen.

•    Der Mensch verändert sich im Alter nicht mehr!

Auch dies ist ein Irrtum. Mehr als einmal haben mir Betreuungskräfte von Situationen wie dieser berichtet: Weil eine alte Dame von den Angehörigen als „leidenschaftliche Hausfrau“ vorgestellt wurde, die ihr ganzes Leben hinterm Herd verbracht habe, wird sie in die Hauswirtschaftsgruppe einbezogen. Empört betrachtet sie die Kartoffeln auf ihrem Schoß, die zu schälen Sie gebeten wurde: „Hab ich das nicht lange genug gemacht? Gibt es für unsereinen denn gar keinen Ruhestand?“ Es gibt keinen Grund, warum Menschen nicht auch im Alter neue Interessen entwickeln können!


Mehr von Marion Bär:

Das große Handbuch für Betreuungskräfte, erschienen im SingLiesel Verlag

 

www.singliesel.de
Gut leben im Alter. Auch mit Demenz.
Bücher. Spiele. Fortbildungen.

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Bildnachweis: Shutterstock

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