Sommer: Geschichten zum Raten für Menschen mit Demenz . Was der Bauer nicht kennt
Die Muscheln
Unwirsch band Franz sich die Krawatte. Er mochte Krawatten nicht – und heute war auch noch so ein heißer Tag! Ein paar Schweißperlen standen ihm auf der Stirn.
Der Knoten wollte ihm nicht recht gelingen. Hedwig erbarmte sich und band ihrem Mann geschwind die Krawatte. Sie waren bereits spät dran. Heute Abend waren sie bei Kaufmanns zum Essen eingeladen. Kaufmanns waren gerade aus ihrem ersten Italien-Urlaub zurückgekehrt. Hedwig war gespannt, was sie erlebt hatten.
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Wenig später standen sie vor der Tür ihrer Gastgeber und läuteten. Nach einer kurzen Begrüßung überreichte die Hausherrin beiden ein Glas italienischen Schaumweins. Franz hatte sich eigentlich schon auf ein Bier gefreut. Er wollte eben den Mund aufmachen, da traf ihn der strenge Blick seiner Gattin. „Das kann ja heiter werden!“, dachte er. Er sollte Recht behalten.
Im nächsten Moment verkündete der Gastgeber: „Heute Abend gibt es etwas ganz Besonderes zu essen: „Muscheln.“
Muscheln? Das mochte Franz sich gar nicht vorstellen! Er suchte nach einer Ausrede, aber auf die Schnelle fi el ihm nichts ein. Und bald war es auch schon zu spät: Sie wurden zu Tisch gebeten. Franz setzte sich, leise seufzend. Bereits der Gedanke an die Muscheln war ihm ein Graus! Hedwig dagegen hatte Appetit und war neugierig auf das ungewohnte Essen. Zu ihrem Mann sagte sie schmunzelnd: